Menü
Sucht – Entzug – Suchtprävention – Generelles zur Suchtfrage
Dieser Überblick soll Ihnen die Bandbreite des Themas „Generelles zur Suchtfrage“ mit Stichwörtern wie Sucht allgemein, Hilfe für Kinder und Jugendliche, Co-Abhängigkeit oder Sucht im Alter veranschaulichen. Wenn Sie aber gleich zum umfassenden Themenkreis Sucht – Entzug – Suchtprävention mit seinen vielen Stichworten gehen und dabei zusätzlich gute Links und Link- Beschreibungen mit Hilfe-Tipps und -Angeboten finden wollen, klicken Sie bitte hier
Sucht allgemein
Wenn Sie Angst haben, süchtig zu werden oder vielleicht schon wissen, dass Sie nicht mehr aufhören können, suchen Sie sich dringend Hilfe, je früher desto besser. Aber auch, wenn Sie nur gelegentlich Drogen nehmen, wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Ihr Alkoholkonsum noch im „risikoarmen Bereich“ liegt oder wenn Sie überlegen, ob Sie etwas ausprobieren sollten – informieren Sie sich über die Gefahren!
Scham hält viele Menschen davon ab, sich rechtzeitig Hilfe zu suchen. Machen Sie sich unbedingt klar, dass Sucht nichts mit mangelnder Willens- oder Charakterstärke zu tun hat – Sie leiden an einer Krankheit, und diese kann und muss behandelt werden. Sie stehen mit Ihrem Problem nicht alleine da, viele Menschen sind suchtkrank, und es gibt professionelle Hilfe, wo man Sie nicht verurteilen wird.
Die Beratung sowohl bei Drogensuchthilfestellen als auch bei Telefon- und Onlineberatungen ist immer vertraulich und auf Wunsch anonym; Sie können also offen sprechen, auch wenn Sie Zugang zu illegalen Drogen haben oder wenn Sie z. B. Angst haben, Ihre Vorgesetzten könnten von Ihrer Sucht erfahren.
Nicht nur illegale Drogen oder Alkohol und Nikotin können süchtig machen. Viele Menschen können ein bestimmtes Verhalten nicht kontrollieren, sie werden z. B. süchtig nach Glücks- oder Computerspielen, können das Handy nicht mehr aus der Hand legen, weil sie Angst haben, etwas zu verpassen, oder sind ständig in den sozialen Medien unterwegs. Es kann sehr schwierig sein, diese Süchte zu bekämpfen, da z. B. das Internet für die meisten ständig verfügbar ist.
Wenn Sie merken, dass Spiele, Ihr Handy oder die sozialen Medien anfangen, Ihr Leben zu bestimmen; wenn es Ihnen schwerfällt, nicht online zu sein, oder wenn Sie dabei sind, viel Geld für Glücksspiele oder unnötige Einkäufe auszugeben, suchen Sie sich Beratung und Hilfe – und zwar je früher, umso besser.
Hilfen für Kinder und Jugendliche
Dass die eigenen Kinder alkoholabhängig oder drogensüchtig werden, gehört wohl zu den größten Ängsten vieler Eltern. Kinder und Jugendliche kommen heutzutage schon sehr früh mit allen Arten von Rausch- und Genussmitteln in Kontakt – das lässt sich auch mit großer Anstrengung kaum vermeiden.
Und ein Merkmal der Pubertät ist nun einmal ein großer Abenteuer- und Experimentierdrang, verbunden mit hoher Risikobereitschaft – und oft trotziger Abwehrhaltung gegenüber gut gemeinten Ratschlägen. Es ist wichtig, sich klar zu machen, dass nicht jedes Experiment mit Suchtmitteln zwangsläufig in die Abhängigkeit führt – denn Panik hilft nicht. Auf der anderen Seite ist es allerdings auch belegt, dass der Konsum gefährlicher ist, je früher er erfolgt.
Informationskampagnen in der Schule sind wichtig, haben aber oft nur einen begrenzten Effekt. Selbstbewusstsein, ein aktives Leben, gute Freund:innen und eine vertrauensvolle Beziehung zu erwachsenen Bezugspersonen sowie positive Vorbilder reduzieren das Risiko, tatsächlich süchtig zu werden. Dennoch fällt es vielen schwer, der Versuchung – und oft auch dem Gruppendruck – zu entgehen.
Wenn Sie merken oder den Verdacht haben, dass Ihr Kind mit legalen oder illegalen Drogen experimentiert, ist vor allem wichtig, dass Sie im Gespräch bleiben. Übertriebene Kontrolle oder Strafen, Vorwürfe oder Wutanfälle werden nicht helfen. Und informieren Sie sich bei seriösen Quellen über die jeweiligen Suchtmittel, ihre Risiken und Wirkungen – es kann sehr hilfreich sein, wenn Sie wirklich wissen, vor was Sie warnen. Vielleicht können Sie auch anregen, dass Ihr Kind sich selbst auf entsprechenden Internetseiten wie z. B. drugcom.de informiert – dort finden sich z. B. auch Selbsttest, um den eigenen Suchtmittelkonsum einschätzen zu lernen. Bedenken Sie bitte auch, dass viele Verhaltensweisen auch pubertätsbedingt sein bzw. auf psychische Probleme hinweisen können und nicht unbedingt mit Drogenkonsum zusammenhängen müssen – z. B. wenn Ihr Kind sich zurückzieht, depressiv oder aggressiv wirkt, lange wegbleibt, den Freundeskreis wechselt etc.
Informieren Sie sich über Alarmzeichen, um einem möglichen Abgleiten in die Sucht frühzeitig entgegen wirken zu können. Das gilt natürlich auch für sogenannte „Verhaltenssüchte“ wie z. B. Spielsucht oder Onlinesucht.
Wenn die Kommunikation nicht funktioniert und Sie das Gefühl haben, Ihr Kind nicht zu erreichen, oder wenn Sie sich einfach unsicher fühlen, können Sie sich bei Sucht- oder auch Erziehungsberatungsstellen Hilfe suchen.
Für Kinder und Jugendliche gibt es eine Vielzahl von spezialisierten Beratungs- und Therapieangeboten. Erste Anlaufstellen können Beratungstelefone oder Onlineberatungen sein, die geeignete lokale Angebote vermitteln können.
Co-Abhängigkeit
Sucht betrifft nicht nur Suchtkranke selbst, sondern auch alle, die ihnen nahestehen. Natürlich macht man sich Sorgen um Gesundheit und Leben der Betroffenen. Aber oft fühlt man auch Wut und Enttäuschung, oder gibt sich selbst oder auch anderen die Schuld an der Sucht. Nicht selten bedeutet das Suchtverhalten auch nicht nur eine immense emotionale, sondern auch finanzielle Belastung für die Familie, z. B. wenn Spielschulden auflaufen, teure Drogen finanziert werden müssen, oder der/die Betroffene nicht mehr voll arbeitsfähig ist.
Nicht selten entsteht aus der Sorge, aus dem Bedürfnis, zu helfen, aber auch aus Scham und Hilflosigkeit eine sogenannte Co-Abhängigkeit, die das eigene Leben erheblich belasten kann. Eigene Bedürfnisse werden zurückgedrängt, das Leben dreht sich irgendwann fast ausschließlich um die Sucht des/der anderen.
Unter Co-Abhängigkeit versteht man verschiedene, meist gut gemeinte aber letztlich für all Beteiligten schädliche Verhaltensweisen.
Oft beginnt es damit, dass Familienangehörige, Freund:innen oder auch Kolleg:innen dabei helfen, die Sucht vor anderen zu verheimlichen, Leistungsdefizite auszugleichen, Fehlzeiten zu entschuldigen und Aufgaben zu übernehmen. Der oder die Kranke werden vor den Konsequenzen der Sucht quasi abgeschirmt – was die Bereitschaft zum Ausstieg verzögern oder sogar verhindern kann. Besonders betroffen sind Kinder aus Haushalten von Suchtkranken: Unter Umständen geraten sie schon früh in die Co-Abhängigkeit. Sie versuchen bewusst oder unbewusst den süchtigen Elternteil zu schützen; übernehmen Aufgaben, die sie überfordern; schämen sich, über die Zustände zu Hause zu reden. Dieses Verhalten kann auch im späteren Leben Beziehungen überschatten und zu psychischen Problemen oder auch zu Suchterkrankungen führen.
Zur Co-Abhängigkeit kann auch gehören, dass Entschuldigungen für die Sucht gesucht werden – z. B. eine schwierige Lebenssituation, Jobverlust, eine schwere Kindheit, eine schmerzhafte Krankheit, Depressionen etc. Auch wenn diese Faktoren durchaus zum Ausbruch einer Suchterkrankung beitragen können, darf das Mitgefühl keineswegs soweit gehen, dass die Sucht als quasi zwangsläufige Folge gesehen wird. In manchen Fällen versorgen Co-Abhängige die Süchtigen sogar mit ihren Suchtmitteln, oder sie ertragen Gewaltausbrüche unter Drogen-/Alkohleinfluss, ohne sich entsprechend zu wehren.
Ein weiteres Verhaltensmuster kann sein, die Bekämpfung der Sucht zum eigenen Lebensinhalt zu machen: zu versuchen, den oder die Suchtkranke/n zu kontrollieren, zur Abstinenz zu zwingen, Drogen oder Alkohol zu verstecken/zu vernichten. Rückfälle werden zu eigenen, belastetenden Misserfolgen, harte Konflikte bleiben meist nicht aus.
Co-Abhängigkeit kann krank machen – psychisch und körperlich. Und sie hilft dem/der Süchtigen nicht: Aus der Sucht kann sich nur befreien, wer diese als Krankheit erkennt und aus eigenem Willen versucht, sie zu überwinden.
Es ist wichtig, dass Sie als Angehörige oder Freund/-in die Kontrolle über Ihr eigenes Leben behalten bzw. zurückgewinnen – und dass gegebenenfalls die Kinder von Suchtkranken vor der Co-Abhängigkeit geschützt werden. Eventuell kann das auch eine (räumliche) Trennung notwendig machen. Nicht Sie sind verantwortlich für das Suchtverhalten und den Ausstieg aus der Sucht, sondern der/die Betroffene selbst. Das heißt nicht, dass Sie einen geliebten Menschen „im Stich lassen“ müssen – aber eine gesunde Distanz ist durchaus nötig, um letztlich den Weg aus der Sucht zu unterstützen. Co-abhängiges Verhalten bekämpft die Sucht nicht, im schlimmsten Fall fördert sie sie sogar.
Unterstützung finden Sie bei Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen für Angehörige und Freund:innen von Suchtkranken. Unter Umständen – eventuell auch, wenn Sie als Kind mit der Sucht eines Elternteils umgehen mussten – ist auch eine psychotherapeutische Behandlung angeraten.
Sucht im Alter
Sucht im Alter ist keine Seltenheit. Dennoch befassen sich nur wenige Informationsseiten zum Thema Sucht ausführlich mit den älteren Altersgruppen – obwohl es naheliegt, dass Hilfsangebote die altersspezifischen Bedürfnisse und Lebensumstände Suchtkranker oder Suchtgefährdeter berücksichtigen sollten.
Sucht ist für viele Menschen immer noch ein Tabuthema, das mit Scham behaftet ist. Aber Ihr Sucht-Problem (oder das eines Menschen aus Ihrer näheren Umgebung) ist kein Ausnahmefall, dessen Sie sich schämen müssten. Denken Sie daran, dass es Menschen gibt, die dafür ausgebildet sind, Ihnen zu helfen; die Sie weder verurteilen noch lächerlich machen.
Zahlreiche Risikofaktoren für Sucht treten im Alter verstärkt auf – dazu gehören Einsamkeit, Trauer, Langeweile, Ängste, Schlaflosigkeit, chronische Schmerzen und vielfach einfach eine große Perspektivlosigkeit, was das weitere Leben betrifft. All das kann zu vermehrtem Konsum von Suchtsubstanzen führen oder es erschweren, von bestehenden Abhängigkeiten loszukommen.
Alte Gewohnheiten können ebenfalls zu einem größeren Risiko werden, z. B., weil Alkohol im Alter oft schlechter vertragen wird. Hinzu kommt, dass vielen Seniorinnen und Senioren Medikamente mit Suchtpotenzial verschrieben werden.
Seniorinnen und Senioren sollten sich Genussmomente bewahren und möglichst verlorengegangene durch neue ersetzen. Kritisch wird es, wenn dadurch die Lebensqualität deutlich beeinträchtigt wird: Der Missbrauch von Alkohol, Medikamenten oder anderen Suchtsubstanzen kann die Eigenständigkeit, die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit einschränken und Krankheitssymptome verschlimmern. Dann besteht dringender Handlungsbedarf – es ist fast nie zu spät; Sucht ist auch im Alter erfolgreich behandelbar. In vielen Fällen kann eine Entwöhnung oder Reduzierung des Konsums die Lebensqualität verbessern. Völlige Abstinenz ist dabei oft nicht zwingend, es kommt auf die Suchtsubstanz und die Schwere der Sucht an – fragen Sie Ihre Ärztin / Ihren Arzt. Wie so oft im Leben geht es um das Finden einer Balance.
Weitgehend unbestritten ist, dass für eine erfolgreiche Suchtbekämpfung zwei Faktoren wichtig sind: Zum einen, dass die Betroffenen inhaltlich voll und ganz hinter dem Ziel und den Maßnahmen des Entzugs stehen. Dann ist ein Rückfall zwar schlimm, eine Wiederaufnahme der Therapie aber durchaus möglich und wahrscheinlich. Außerdem ist es gut, wenn die Betroffenen sehen, dass sich ihnen Perspektiven (wieder-)eröffnen: z. B. dass sie Aktivitäten wieder aufnehmen können, die sie in letzter Zeit wegen des körperlichen Kräfteverfalls nicht ausüben konnten.
Ein wesentliches, häufig wenig beachtetes Problem: Die Betroffenen erkennen meist nicht selbst, dass sie die Grenze zur Sucht längst überschritten haben, dass der morgendliche Kater oder andere Suchterscheinungen sie daran hindern, schöne Dinge zu tun, die ihnen sonst noch möglich wären. Ein Anstoß von außen ist dann nötig. Wenn dieser Anstoß allerdings unsensibel ist, den Anschein der Bevormundung trägt, ist der Schaden immens. Seniorinnen und Senioren spüren selbst, dass sie einen Teil der früheren Fähigkeiten und Möglichkeiten verloren haben und verstehen Bevormundung als Angriff auf ihre Eigenständigkeit und Würde. Die Betroffenen machen vielleicht formal den Entzug, tun es aber ohne jede Überzeugung mit einer riesigen Rückfallgefahr. Eine behutsame Ansprache ist also unbedingt notwendig, auch wenn sie noch so mühsam ist und viele Nerven kostet.
Als Angehörige bzw. Pflegende haben Sie vielleicht den Verdacht, dass der Alkohol- oder Medikamentenkonsum problematisch ist oder bereits eine Abhängigkeit besteht – aber respektieren Sie auf jeden Fall die Eigenverantwortung der Betroffenen. Vielen hilft es, wenn der Konsum angesprochen wird – die Entscheidung über mögliche Schritte zur Entwöhnung sollte aber bei den Betroffenen selbst liegen. Berücksichtigen Sie auch, dass es für Laien oft nicht möglich ist, eventuelle Krankheits-, Nebenwirkungs- oder Sucht-/Entzugssymptome zu erkennen. Bei Verdacht auf Medikamentenmissbrauch ist unbedingt ärztlicher Rat einzuholen, ein plötzliches Absetzen ist meist sehr gefährlich.
Zur eigentlichen Suchttherapie und -beratung: Oft ist die beste Option, eine individuelle Suchtberatung anzuregen, und eventuell den Kontakt zu einer entsprechenden Einrichtung oder Organisation herzustellen. Wenn Sie sich als Angehörige darum kümmern, sollten Sie natürlich das Einverständnis der Betroffenen einholen.
Die Suchtberatungsstellen arbeiten immer vertraulich. Mittlerweile gibt es schon eine Reihe von Beratungs- und Therapieangeboten für Seniorinnen und Senioren sowie entsprechende Selbsthilfegruppen – fragen Sie gezielt danach. Aber auch wenn kein für Ihre Altersgruppe spezialisiertes Angebot in Ihrer Umgebung zu finden ist, wird man Sie ernstnehmen und Ihnen helfen können. Telefon- und Online-Beratungen können Ihnen bei der Suche nach Angeboten in Ihrer Nähe behilflich sein. In manchen Pflegeheimen gibt es auch Suchtbeauftragte, an die Sie sich wenden können. Natürlich können Sie auch Ihren Arzt/Ihre Ärztin ansprechen.
Ein zusätzliches ernstes, eher ethisch-philosophisches Problem, das jede/r für sich selbst beantworten muss – das gilt für Sucht wie für andere schwere Krankheiten: Sind die Maßnahmen und das Ziel angemessen und verhältnismäßig, die Lebensqualität des/der Betroffenen zu verbessern oder den Rückgang zumindest zu verlangsamen (nicht zwangsläufig verbunden mit einer Verlängerung der Lebenszeit)?