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Sucht – Entzug – Suchtprävention – Essstörungen, Kauf- und sonstige nicht stoffgebundene Sucht
Dieser Überblick soll Ihnen die Bandbreite des Themas „Essstörungen, Kauf- und sonstige nicht stoffgebundene Sucht“ mit Stichwörtern wie Essstörungen, Kaufsucht, Glücksspielsucht oder Online-Sucht veranschaulichen. Wenn Sie aber gleich zum 0umfassenden Themenkreis Sucht – Entzug – Suchtprävention mit seinen vielen Stichworten gehen und dabei zusätzlich gute Links und Link- Beschreibungen mit Hilfe-Tipps und -Angeboten finden wollen, klicken Sie bitte hier
Esstörungen
Essstörungen wie Bulimie, Anorexie/Magersucht, sogenanntes Binge-Eating (exzessive Essanfälle) und ähnliche Erkrankungen sind sehr gefährlich für die psychische und körperliche Gesundheit. Insbesondere die Magersucht wird nicht selten lebensgefährlich. Betroffen sind vor allem Mädchen in der Pubertät bzw. jüngere Frauen – allerdings sind auch junge Männer zunehmend gefährdet.
Eine verwandte Krankheit, die sogenannte Muskelsucht oder Biggerexie tritt wiederum häufiger bei Männern auf – hierbei geht es nicht um Gewichtsabnahme, sondern um einen extrem muskulösen Körperbau, der mit exzessiven Sport, aber auch Diäten oder Anabolika erreicht werden soll.
Die Ursachen für Essstörungen sind vielfältig und miteinander verwoben – soziale bzw. familiäre, individuelle, psychische und wohl auch körperliche bzw. genetische Faktoren können eine Rolle spielen. Essstörungen beginnen meist schleichend, und bleiben über einen längeren Zeitraum unbemerkt. Ein erstes Alarmzeichen ist oft die übermäßige Beschäftigung mit der Ernährung, Diäten bzw. dem Kaloriengehalt einzelner Nahrungsmittel.
Meist ist die Essstörung verbunden mit einem verzerrten Körperbild der Betroffenen. Hierzu tragen auch unrealistische Schönheitsideale bei, die heutzutage insbesondere massiv in den sozialen Medien verbreitet werden. So nehmen sich z. B. Bulimie-Erkrankte oder Magersüchtige als „übergewichtig“ wahr, obwohl sie normalgewichtig oder sogar extrem abgemagert sind.
Ein mangelndes Selbstwertgefühl, hoher Erwartungsdruck von außen oder an sich selbst, die Gefühlsstürme und Unsicherheit der Pubertät, die Sehnsucht nach Kontrolle über das eigene Leben – all dies kann zum Ausbruch der Sucht beitragen. Außerdem gehen Essstörungen oft einher mit anderen psychischen Störungen, wie z. B. Depressionen und Angststörungen.
Es kann sehr schwer sein, aus den Denkmustern und der Gefühlswelt der Essstörung auszubrechen, wenn diese sich erst einmal verfestigt haben. Machen Sie sich bewusst, dass das Erreichen eines bestimmten Körpergewichts ihre Probleme nicht löst – und dass die Krankheit mit ihren Ängsten, Schuldgefühlen, körperlichen Beschwerden etc. Ihr Leben und Ihre Lebensfreude massiv einschränkt. Es gibt Hilfe, und je früher Sie sich eingestehen, dass Sie krank sind, umso besser.
Wichtig: Im Internet kursieren viele gefährliche Fehlinformationen zum Thema Essstörungen. Auf manchen Seiten und in manchen Foren werden gefährliche Erkrankungen wie Magersucht oder Bulimie verharmlost oder sogar verherrlicht. Auch wenn Sie sich hier vielleicht zum ersten Mal „verstanden“ fühlen – diese Art des falschen Verständnisses wird Ihre Erkrankung nur verstärken. Es ist sehr wichtig, sich eine seriöse Beratung und Behandlung zu suchen.
Die hier gelisteten Beratungsangebote helfen dabei; auf der Seite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung lassen sich auch Angebote in Ihrer Nähe nach Postleitzahl finden.
Wenn Sie sich Sorgen um ein Familienmitglied oder einen Freund/eine Freundin machen, suchen Sie das Gespräch. Machen Sie sich klar, dass die Betroffenen nicht einfach „falsch denken“ – Essstörungen sind eine schwerwiegende psychische Erkrankung, die in der Regel der Therapie bedarf. Es ist wichtig, dass Sie die Betroffenen nicht zusätzlich unter Druck setzen. Informieren Sie sich über das Krankheitsbild – und suchen Sie sich gegebenenfalls auch selbst Beratung bei einer der genannten Anlaufstellen. Sollten die Betroffenen Selbstmordabsichten äußern, nehmen Sie diese bitte unbedingt ernst und wenden Sie sich ebenfalls an eine entsprechende Beratungsstelle.
Kaufsucht
Wenn Sie den unwiderstehlichen Drang verspüren, Dinge zu kaufen, die Sie nicht brauchen oder die Sie sich nicht leisten können, und diesem Drang wider besseren Wissens immer wieder nachgeben, leiden Sie wahrscheinlich unter Kaufsucht.
Während manche Kaufsüchtigen ausgedehnte Einkaufstouren unternehmen, konzentrieren sich andere auf exzessives Online-Shopping – wobei besonders suchtfördernd ist, dass Online-Shops rund um die Uhr geöffnet sind und der Einkauf schnell und diskret von statten gehen kann.
„Kaufattacken“ entstehen oft aus Stresssituationen heraus. Es geht weniger um den Besitz der Dinge, sondern um den Prozess des Einkaufens selbst. Die Betroffenen empfinden meist ein Gefühl der Belohnung, der Befriedigung, Euphorie oder Beruhigung, wenn sie einkaufen – allerding wiederum oftmals gefolgt von Scham und Schuldgefühlen. Wenn dem Drang nicht nachgegeben wird, können regelrecht Entzugserscheinungen wie z. B. Unruhe, Angst, Ärger oder auch physische Symptome wie Kopf- oder Bauchschmerzen auftreten.
Kaufsucht verursacht naturgemäß finanzielle Probleme und führt nicht selten in die Verschuldung. Entsprechend verursacht sie familiäre Konflikte und soziale Probleme, viele Kaufsüchtige vereinsamen und leiden unter Existenzängsten; die psychische und finanzielle Belastung kann unerträglich werden. Vielen Betroffenen fällt es schwer, sich einzugestehen, dass ihr Verhalten krankhaft ist – und selbst wenn sie es tun, scheuen sie oft aus Scham davor zurück, sich Hilfe zu suchen.
Wenn Sie bemerken, dass Ihr Einkaufsverhalten den normalen Rahmen sprengt; wenn Sie sich nicht stoppen können; wenn Sie das Gefühl haben, viel Geld ausgeben zu müssen, damit es Ihnen „besser“ geht – informieren Sie sich und suchen Sie sich Beratung, je früher, desto besser. Machen Sie sich klar, dass Sucht nichts mit mangelnder Charakterstärke zu tun hat, sondern eine Krankheit ist, die behandelt werden kann. Sie sind nicht allein, und es gibt professionelle Hilfe, wo man Sie nicht verurteilen wird. Auf den hier aufgeführten Seiten finden Sie außerdem einige Verhaltenstips, wie Sie selbst versuchen können, Ihr Kaufverhalten besser zu kontrollieren.
Sie können sich bei allgemeinen Suchtberatungsstellen beraten lassen. Lassen Sie sich nicht davon abschrecken, dass Kaufsucht in den Beschreibungen meist nicht ausdrücklich genannt wird – Kaufsucht zählt zu den Verhaltenssüchten und Zwangsstörungen, man wird Ihnen hier geeignete Hilfen nennen können. Natürlich können Sie sich auch direkt an eine psychotherapeutische Praxis wenden. Auch Selbsthilfegruppen können wertvolle Unterstützung anbieten. Wenn die finanziellen Probleme Ihnen bereits über den Kopf wachsen, sollten Sie sich darüber hinaus auch an eine Schuldnerberatung wenden.
Glücksspielsucht
Verlockende Gewinne, Nervenkitzel und Zeitvertreib – Glücksspiele sind für viele Menschen attraktiv. Und leider führen Glücksspiele viele Menschen in die Abhängigkeit, und damit nicht selten in finanzielle Notlagen und soziale Isolation. Insbesondere durch die allgegenwärtigen Spielautomaten und durch die ständig verfügbaren Online-Glücksspiele ist Spielsucht zum Massenphänomen geworden. Schon mit sehr kleinen Einsätzen können auf Dauer große Summen verspielt werden, und ein verlockendes Marketing sowie suchtförderndes Spieldesign erschweren den Ausstieg.
Hinterfragen Sie Ihr Spielverhalten. Wenn Sie feststellen, dass Sie länger spielen oder mehr einsetzen, als Sie vorhatten, oder wenn der Drang zu spielen sehr stark wird und Sie ständig an das Spielen denken; wenn Sie Schuldgefühle entwickeln, weil Sie viel verspielt haben, sich eventuell schon Geld geliehen haben, um weiterzuspielen oder Spielschulden zu begleichen – dann sollten Sie sich dringend Beratung und Hilfe suchen. Je früher Sie sich eine Abhängigkeit eingestehen, desto leichter wird es, sie auch wieder loszuwerden.
Informieren Sie sich über die tatsächlichen Gewinnchancen – die eigentlich immer sehr gering sind – und versuchen Sie, die Tricks der Spieleanbieter zu durchschauen. „Fast“ gewonnen zu haben, verlockt z. B. leicht zum nächsten Versuch; der (falsche) Eindruck, das Spiel durch eigene Fähigkeiten entscheidend beeinflussen zu können, hält viele Spieler bei der Stange.
Übrigens können auch manche Formen der Börsenspekulation, die kurzfristig hohe Gewinne versprechen, als eine Form des Glücksspiels gesehen werden.
Ausführliche Informationen erhalten Sie bei den folgenden Links. Machen Sie sich bewusst, dass es nicht Charakterschwäche ist, die Sie spielsüchtig macht – Glücksspielsucht ist eine anerkannte psychische Erkrankung und kann therapiert werden.
Eine erste Beratung können Sie sich z. B. telefonisch oder bei einer lokalen Suchthilfeberatungsstelle suchen. Im Internet finden Sie außerdem auch Selbsttests zur Einschätzung des eigenen Suchtrisikos; die BZgA bietet ein mehrwöchiges Online-Beratungsprogramm an. Außerdem helfen Selbsthilfegruppen, der Versuchung zu widerstehen und Rückfälle zu bewältigen. Bei hohen Schulden können Schuldnerberatungen entscheidend helfen.
Online-Sucht: Handy- und Computerspielsucht
Seitdem Computer, Internet und Smartphone in unseren Alltag Einzug gehalten haben, hat sich herausgestellt, dass die Nutzung digitaler Medien ihre eigene Risiken birgt. Wenn Computerspiele, soziale Netzwerke bzw. allgemein „das Internet“ so viel Raum einnehmen, dass das soziale, familiäre, berufliche oder schulische „reale“ Leben stark beeinträchtigt wird, hat sich vermutlich eine sogenannte Verhaltenssucht entwickelt.
Die Abgrenzung ist nicht immer ganz einfach – wenn z. B. Jugendliche von einem neuen Videospiel fasziniert sind, können stundenlange Spielsessions auch immer noch Hobbycharakter haben. Wer viele Online-Kontakte pflegt, lebt nicht zwangsläufig außerhalb der Realität, und auch Online können durchaus echte Freundschaften entstehen. Wenn sich aber ein unwiderstehlicher Drang entwickelt, trotz negativer Konsequenzen diesen Beschäftigungen nachzugehen, wenn Freundeskreis und Familie vernachlässigt, Hobbies aufgegeben werden und nicht zuletzt Arbeit oder schulische Leistung leiden, hat sich vermutlich eine sogenannte Verhaltenssucht entwickelt.
Das „Einstiegsalter“ ist heutzutage sehr niedrig – schon im Kindesalter mögen viele das Handy kaum noch aus der Hand legen. Spätestens bei den Teenagern ist der Gruppendruck hoch – wer nicht ständig mit dem Smartphone online ist, fühlt sich schnell außen vor. Die ständige Kommunikation über die sozialen Medien birgt ihre eigenen zusätzlichen Risiken – sei es der Kontakt zu Fremden oder die Gefahr, zum Cyber-Mobbing-Opfer zu werden.
Online-Sucht kann verschiedenste Ausprägungen haben. Für die einen sind es die sozialen Medien – vor allem junge Mädchen sind kaum von diesen Netzwerken zu trennen. Aber auch Erwachsene leiden zunehmend unter der Vorstellung, Entscheidendes zu verpassen, wenn sie nicht immer online bleiben („FOMO“ – Fear of Missing out); manche verbringen immens viel Zeit mit mehr oder weniger ziellosem Surfen im Netz oder verstricken sich in nervenaufreibende Online-Streits und -Kampagnen. Vor allem (aber nicht nur) männliche Teenager sind anfällig für die Sucht nach Computer- und Konsolenspielen – wobei die virtuelle Gaming-Community den Freundeskreis ersetzen kann. Ebenfalls hohes Suchtpotenzial haben u. a. Online-Glücksspiele, aber auch z. B. Online-Shopping; für manche sind es auch Cybersex, Online-Erotik bzw. Pornographie, die in die Abhängigkeit führen.
Die Ursachen und besonderen Risikofaktoren der Online-Süchte sind bisher noch nicht ausreichend erforscht. Wahrscheinlich spielen viele Faktoren zusammen. Es liegt nahe, dass Einsamkeit und mangelndes Selbstbewusstsein eine Rolle spielen – im Internet ist niemand allein, und die (vermeintliche) Anonymität macht es möglich, die eigene Identität einem Idealbild anzugleichen, Schüchternheit zu überwinden oder auch die eigene Meinung ungewöhnlich lautstark oder aggressiv zu vertreten.
Kinder, die Ausgrenzung erfahren und in der Familie keinen genügenden Rückhalt finden, dürften ebenfalls besonders gefährdet sein. Darüberhinaus bergen die Belohnungssysteme von (Glücks-)Spielen ein hohes, durchaus von den Anbietern gewolltes, Suchtpotenzial, besonders wenn es im realen Leben an Anerkennung und Erfolgserlebnissen fehlt. Zu einem gewissen Grad gilt das auch für die Belohnung durch Zustimmung bzw. „likes“ in den sozialen Medien.
Wenn Sie bemerken, dass Sie die Kontrolle über Ihren Medienkonsum verlieren, also nicht mehr einfach eine längere Pause einlegen oder aufhören können, obwohl Sie sich das vorgenommen haben; sich vielleicht sogar aggressiv oder niedergeschlagen fühlen, wenn Sie nicht online gehen können; wenn Sie Ausreden erfinden oder über Ihre Online-Aktivitäten lügen – suchen Sie sich unbedingt Beratung und gegebenenfalls auch therapeutische Hilfe.