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Kriegstrauma
Krieg bedeutet Gewalt, Angst und Zerstörung in unerträglichem Ausmaß, oft auch Verlust und Trauer. Wer diesen Schrecken durchleben muss, wird meist sogar mehrfach traumatisiert. Oft kommt noch die Erfahrung von Flucht und Vertreibung hinzu – ihrerseits oft verbunden mit Gewalterfahrungen und Lebensgefahr. Der Verlust geliebter Menschen, auseinandergerissene Familienbande und unsichere Perspektiven belasten die Seele ungemein.
Die Mehrheit der Flüchtlinge aus Kriegs- und Bürgerkriegsgebieten leidet unter Traumafolgen, darunter auch viele Kinder. Ungewissheit, das oft eingeengte Leben in Sammelunterkünften und der Druck, sich eine neue Existenz aufzubauen, machen es diesen Menschen nicht leicht, Raum und Unterstützung für die Aufarbeitung ihrer Kriegserlebnisse zu finden.
Auch Angehörige der Bundeswehr, zivile Helfer/-innen, Journalist/-innen etc. können nach einem Einsatz in Kriegsgebieten traumatisiert zurückkehren. Diese verfügen zwar häufiger über ein gefestigtes soziales Umfeld in ihrem Heimatland, aber haben auch nicht selten mit Unverständnis gegenüber ihrer Situation zu kämpfen.
Nicht zuletzt sind auch viele Deutsche der älteren Generation von Kriegstraumata betroffen: Überlebende des 2. Weltkriegs haben das Erlebte oft nur unzureichend verarbeitet. Alltagssorgen ließen die seelischen Belastungen in den Hintergrund treten. Die seelischen Verletzungen von Kriegskindern wurden oft kaum wahrgenommen. Nur wenige suchten und erhielten therapeutische Hilfe.
Nicht selten bricht das Trauma dann im Ruhestand auf und Verdrängtes kommt wieder an die Oberfläche – mit manchmal schwerwiegenden Folgen für Lebensqualität und psychische Gesundheit. Dabei kann auch die aktuelle Weltlage – wie z. B. der Krieg in der Ukraine – Erinnerungen reaktivieren.
Wie stark sich ein Kriegstrauma auf die Psyche auswirkt und wie lange die Betroffenen unter Traumafolgen leiden – das ist individuell verschieden und hängt von vielen Faktoren ab. Eine schützende Umgebung, emotionale Unterstützung und soziale Sicherheit helfen. Manche Menschen schaffen es, aus eigenen Kräften und mit Hilfe ihres sozialen Umfelds auch stark belastende Erlebnisse zu verarbeiten und sich zu erholen. Aber in vielen Fällen ist eine psychosoziale Beratung bzw. Therapie sinnvoll. Anlaufstellen sind u. a. die sozialpsychiatrischen Dienste, Traumaambulanzen sowie psychiatrische Fachärzte/-ärztinnen und Psychotherapeuten/-therapeutinnen.
Leider ist es oft gerade für Flüchtlinge und Menschen im Asylverfahren schwer, die nötige Unterstützung zu erhalten – nicht zuletzt weil Behandlungen eventuell erst beantragt und nicht immer bewilligt werden, aber auch weil Informationen fehlen und die Wartezeiten zum Teil sehr lang sind. Helfen können spezialisierte Beratungs- und Behandlungszentren für traumatisierte Flüchtlinge. Spezielle lokale Angebote zum Beispiel der psychiatrischen Kliniken lassen sich mit einer Google-Suche nach Stichworten wie „Kriegstrauma“, „Flüchtlinge“, „Traumabehandlung“ und dem jeweiligen Ort finden. Auskunft geben u. a. auch Hilfsorganisationen für Flüchtlinge und Kriegsopfer.
Auch wenn Sie ehrenamtlich traumatisierten Menschen helfen möchten, ist es sehr sinnvoll, sich fachkundig zu informieren und eventuell selbst beraten zu lassen – zum einen, um bestmögliche Unterstützung bieten zu können, aber auch, um einer eigenen psychischen Überlastung vorzubeugen. Wenn Sie mit traumatisierten Menschen Kontakt haben, nehmen Sie eventuell geäußerte Selbstmordabsichten bitte immer ernst, und wählen Sie im Notfall 112.
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