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Fluchttrauma
Unabhängig davon, ob Krieg, Bürgerkrieg, politische Verfolgung, Terror, Naturkatastrophen, Hunger oder extreme Armut Menschen in die Flucht treiben – Flucht bedeutet Angst um sich selbst und andere, Gefahr, Schrecken, Verlust, Entwurzelung und Perspektivlosigkeit. Nicht selten ist die Flucht selbst lebensgefährlich und/oder mit Gewalterfahrungen verbunden. Flüchtlinge sind auf ihrem Weg extrem schutzlos.
Viele Flüchtlinge und Asylsuchende sind schwer traumatisiert, oft sogar mehrfach. Unter den Betroffenen sind auch viele Kinder. Und auch wenn sie Leib und Leben vorerst in Sicherheit gebracht haben, fällt es oft schwer, die nötige Ruhe und Unterstützung zu finden, um das Erlebte zu verarbeiten. Das oft beengte, provisorische Leben in Flüchtlingsunterkünften, Sorgen um Aufenthaltsstatus oder Asylverfahren, Integrations- und Sprachprobleme, die Angst um nahestehende Menschen im Herkunftsland und massive Zukunftssorgen stehen oft der Bewältigung des Traumas entgegen.
Dass Körper und Seele auf Extremsituationen reagieren, ist normal. Typische Symptome sind z. B. intensives Wiedererleben der Krisensituationen, Schlaflosigkeit, Albträume, Panikreaktionen, Rückzug von anderen Menschen, aber auch depressive Stimmungen, Wut oder Schuldgefühle. Einige Menschen schaffen es, auch stark belastende Erfahrungen mit der Zeit zu verkraften, wobei ein stabiles, unterstützendes soziales Umfeld meist eine große Rolle spielt. Wenn die Symptome jedoch anhalten oder wiederkehren, sich vielleicht sogar verstärken, ist eine psychosoziale Beratung bzw. therapeutische Hilfe nötig. Unbewältigte Traumata können zu schweren psychischen Erkrankungen führen.
Leider ist es gerade für Geflüchtete oft nicht einfach, professionelle Hilfe zu finden. So haben z. B. Asylsuchende in den ersten 18 Monaten ihres Aufenthalts nur eingeschränkten Anspruch auf Gesundheitsleistungen – die Notwendigkeit einer Behandlung muss erst festgestellt und die Therapie bewilligt werden. Außerdem fehlt es an Therapieplätzen, und die Wartezeiten sind oft lang.
Anlaufstellen sind unter anderem die in vielen Orten vorhandenen spezialisierten Beratungs- und Behandlungszentren für traumatisierte Flüchtlinge. Lokale Angebote z. B. der psychiatrischen Kliniken lassen sich mit einer Internet-Suche unter Eingabe des Wohnortes mit Stichworten wie „Fluchttrauma“, „Flüchtlinge“ und „Traumabehandlung“ finden. Auskunft können auch die Sozialpsychiatrischen Dienste oder Hilfsorganisationen für Flüchtlinge und Kriegsopfer geben.
Auch wenn Sie ehrenamtlich Geflüchteten helfen möchten, ist es sehr sinnvoll, sich über Fluchttraumata zu informieren und sich eventuell beraten zu lassen – nicht nur, damit Sie bestmögliche Unterstützung bieten können, sondern um auch einer eigenen psychischen Überlastung vorzubeugen. Nehmen Sie eventuell geäußerte Selbstmordabsichten immer ernst und verständigen Sie im Notfall den Notruf 112.
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